Wallfahrt – Was ist das eigentlich?
Für viele Menschen wirkt alleine der Begriff schon abschreckend genug, um sich gar nicht weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen. Doch das ist schade, denn eine Wallfahrt ist alles andere als ein antiquiertes und verstaubtes Relikt aus vergangenen Zeiten. Natürlich steht eine Wallfahrt ganz im Zeichen des Glaubens und trotzdem ist eine Wallfahrt viel mehr als Beten, Singen und Gottesdienst feiern. Was genau eine Wallfahrt ist, welche verschiedenen Arten es gibt, was pilgern von wandern unterscheidet und warum eine Wallfahrt auch heutzutage noch zeitgemäß ist, erklären wir dir hier.
Wortherkunft und Bedeutung
Kommen wir zunächst zum Ursprung des Wortes. Der liegt im Mittelhochdeutschen. Der erste Teil des Wortes stammt vom Verb wallen und lässt sich wörtlich mit umherziehen oder unstet sein übersetzen. Heute spricht man in diesem Zusammenhang üblicherweise von pilgern. Der zweite Teil Fahrt lässt sich ähnlich wie z.B. beim Wort Ferienfahrt mit Reise gleichsetzen. Ein oftmals verwendetes Synonym für Wallfahrt ist daher Pilgerreise. Der Wallfahrer wird häufig Pilger genannt.
Nachdem die Wortherkunft geklärt ist, kommen wir nun zur eigentlichen Bedeutung im engeren Sinne: Eine eindeutige Definition des Begriffs existiert nicht. Wie so oft hilft aber ein schneller Blick auf Wikipedia: Demnach ist eine Wallfahrt das Zurücklegen eines Pilgerweges, an dessen Ziel eine berühmte religiöse Stätte, auch Pilgerstätte genannt, steht. Man könnte also auch sagen, eine Wallfahrt ist eine Wanderung zu einem religiösen Ort. Traditionell finden die meisten Wallfahrten zu Fuß statt. In letzter Zeit haben sich aber auch neue Formen der Wallfahrt entwickelt. So gibt es mittlerweile auch Bus-, Fahrrad- und sogar Motorradwallfahrten.
Auch wenn bei einer Wallfahrt das Ziel im Mittelpunkt steht, ist der Weg dorthin nicht mit einer Wanderung gleichzusetzen. So ist das Pilgern fast immer von Gebet und häufig auch von Gesang geprägt. Auch gibt es häufig eine festgelegte Reihenfolge und Aufstellung, die sogenannte Prozessionsordnung. Begleitet wird eine Wallfahrt oft von Gottesdiensten oder Andachten.
Wallfahrten in den Weltreligionen
Wallfahrten gibt es übrigens in fast allen Religionen. Im Christentum sind besonders bekannte Wallfahrtsorte das Grab der hl. Apostel Petrus und Paulus in Rom oder des hl. Apostels Jakobus in Santiago de Compostela. Der berühmte Jakobsweg ist spätestens seit Hape Kerkelings Buch “Ich bin dann mal weg” vielen ein Begriff. Besonders hervorzuheben sind die Marienwallfahrten, zu denen auch unsere Wallfahrt nach Werl zählt. Auch hier gibt es berühmte Ziele, wie zum Beispiel das Gnadenbild im bayerischen Altötting, die portugiesische Stadt Fatima oder die Madonna von Lourdes.
Im Islam ist der Haddsch nach Mekka eine der bekanntesten Wallfahrten. Die Teilnahme an dieser Wallfahrt wird im Koran sogar jedem Moslem als religiöse Pflicht auferlegt.
Nicht nur aus Spiritualität
Eingangs haben wir gesagt, dass eine Wallfahrt mehr ist, als Beten, Singen und Gottesdienst feiern. Dass dies stimmt, beweist die Tatsache, dass es auch viele Pilger gibt, die eine Wallfahrt aus nicht-religiösen Gründen antreten, oder für die der religiöse Aspekt eher zweitrangig ist. Die Hintergründe sind hier vielfältig. Für manche steht die sportliche Herausforderung an erster Stelle, andere freuen sich auf gute Gespräche und Austausch, wiederum gibt es Menschen, für die das gesellige Beisammensein nach einer erfolgreichen Tagesetappe im Vordergrund steht. Das ist überhaupt kein Problem und auch gut so. Denn diese Menschen sind auf der Wallfahrt genauso Teil einer großen Gemeinschaft, wie diejenigen, die aus tiefstem Glauben an der Wallfahrt teilnehmen – solange sie sich darauf einlassen.
Diese Gemeinschaft, die sich während einer Wallfahrt entwickelt, ist einzigartig. Ob jung oder alt – fast jede Generation ist vertreten. Auch die Herkunft oder der Platz in der Gesellschaft spielt keine Rolle. Dies führt oftmals zu Gesprächen, die sich im Alltag so niemals ergeben würden. Das gemeinsame Ziel vor Augen, das gemeinsame Gebet und das Singen verbinden einfach. Diese Erfahrung zu machen, ist eine große Chance, die man nicht ungenutzt lassen darf!