Wallfahrt Much – Werl

Mucher Wallfahrt 2022 Alles wieder normal?


Im Frühjahr hat der Brudermeister Stefan Höller mit seinem Team die Wallfahrt nach Werl vorbereitet. Zu diesem Zeitpunkt gingen die Corona-Infektionen zurück. Um die Gasteltern und die Pilger untereinander zu schützen wurden die 3G-Regel und tägliche Tests beschlossen.

In Werl waren die Umbauarbeiten des Klosters abgeschlossen und das Wallfahrtsteam um Dr. Best hatte ein neues Programm zusammengestellt.

Diese Neuerungen machten eine gewissenhafte Planung erforderlich und somit wurde der Anmeldeschluss zur Wallfahrt zwei Wochen früher, auf den 30.05. gelegt.

Auch beim „Dreigestirn, das vorneweg geht, gab es eine Änderung. Zum ersten Mal trugen Frauen (Emma und Julia) eine der Fahnen. Mittags wurde getauscht. Die Männer (Tim und Sebastian), die jetzt nur eine Fahne hatten, teilten sich diese. Einer machte den Hinweg, der andere den Rückweg. Andé durfte das Kreuz behalten und stand in jeder Kirche mit seinen Partner/innen bis die Andachten vorbei waren, vor dem Altar.

Donnerstag 30.06. um 5:45 trafen sich die Pilger vor der Kirche. Wir waren mehr Pilger/innen als im letzten Jahr, aber wesentlich weniger als vor Corona. Einige der angemeldeten Pilger mussten kurzfristig wegen Krankheit, unter anderen auch Corona, absagen.

Um 6 Uhr ging es dann mit der Pilgermesse los. Pastor Gerhards hielt eine kurze, knackige Messe, in deren Anschluss die Große und kleine Kerzen gesegnet wurden. Die große Kerze wird meist von den Männern nach Werl getragen und am Gnadenbild angezündet. Die kleinen Kerzen werden von den Frauen in einem Rucksack getragen und in Drolshagen und in „Kuhschisshagen“ angezündet.

Mein Gastgeber, Armin, aus Drolshagen war nach Much gekommen, um einen Tag unserer Pilgerreise zu erleben. Für ihn ging es heimwärts, sicherlich ein anderes Empfinden als für mich. Ich hatte ihn zwar über einige Gepflogenheiten der Wallfahrt aufgeklärt, aber viele Dinge nicht erwähnt, weil sie für mich nicht zutrafen, oder ich sie vergessen hatte. So wurde das Handgepäck möglichst mit Namen und Handynummer gezeichnet. Claudia hatte rasch ein Stück Klebeband zur Hand und mit einem dicken Filzstift war der Rucksack von Armin schnell markiert. Mein „Handgepäck“ trage ich immer selbst, daher kannte ich den Umgang nicht.

Mit dem Lied, „Meerstern ich dich Grüße“ zogen wir gegen 7 Uhr aus der Kirche aus. Schon bald erreichten wir den „Werler Pilgerweg“. Diese Beschilderung hat der Weg zwischen Much und Wellerscheid in diesem Jahr erhalten. In Vorbereitung zur 250zigsten Wallfahrt wurde diese Idee geboren.

Kurz vor Wellerscheid haben wir den ersten Rosenkranz beendet, und ich habe mal nach Armin geschaut. Er ging weit hinten bei den Männern und es ging ihm gut. Meinen Ratschlag sich gleich hinter den Frauen einzureihen hat er nicht wahrgenommen. Er wollte dort keinem den Platz wegnehmen.

In Wellerscheid gab es das Begrüßungsritual des Brudermeisters. Stefan bot dort allen Pilger/innen das „Du“ an, wie es in einer Familie üblich ist. André unser „Zahlenmeister“, zählte die Pilgergruppe. Da die fehlenden Pilger sich abgemeldet hatten, waren wir vollzählig. Unser Brudermeister hatte sich das Ziel gesetzt, „pünktlich“ in Drolshagen anzukommen. Im Laufe der Jahre kamen wir dort meist verspätet an. Mit dieser „kleinen“ Truppe sollte es möglich sein, ein wenig Zeit herauszuholen.

Stefan erklärte kurz den nächsten Abschnitt und sagte an das nun die linke Seite vorbetet, und schon ging es weiter. Am ersten Tag der Wallfahrt liegen die Rosenkränze gefühlt dicht beieinander, da bleibt zum Quatschen nicht viel Gelegenheit. Während des Rosenkranzes ist es bei uns nicht üblich nebenher zu reden.

Nach 10 km erreichten wir Elsenroth. Dort war die erste größere Pause. Als die mitgebrachten Brote verzehrt waren hieß es schon wieder „fertigmachen“ und 5 Minuten später „auf“. So hatte Stefan uns im Griff. Hier gab es auch keine Diskussionen, denn wir wollten unseren Zeitplan einhalten.

Weiter ging es über Hübender Richtung Nümbrecht Bierenbach. Hier hatte Andreas einen kürzeren Weg gefunden, den wir dankbar benutzten.

Hinter Perke stand Martin mit den Getränken vor dem nächsten Berg nach Heienbach, den wir zur Mittagspause bewältigen mussten. Armin ging zum Getränkewagen und bat eine Pilgerin, ihm eine Flasche mit einem Rest Wasser rüber zureichen. Diese reagierte aber sehr Schroff und sagte, „Der Brudermeister hat uns am Dienstag in der Besprechung gesagt wir sollen nicht aus den Flaschen trinken“! Den Rest aus der Flasche schüttete sie dann der nächsten Pilgerin in ihren Becher. Armin ist dann ohne einen Schluck zu trinken den Berg hoch. Als er mich oben sah, fragte er mich zunächst, ob ich ohne zu trinken den Berg hoch gegangen bin. „Klar“ sagte ich, „das hole ich hier oben nach“. Dann erzählte er mir vom wenig christlichen Erlebnis bei der Getränkeausgabe. Ich konnte das nicht verstehen. Sicherlich hat Stefan gesagt, „wir sollen nicht aus den Flaschen trinken“. Hierbei ging es darum dass nicht Müller einen Schluck aus der Pulle nahm, sie an Schmitz weiterreichte, und erst der vierte oder fünfte in der Reihe machte dann die Flasche leer. So wurde früher Herpes verbreitet. Stefan wollte nicht, dass auf diesem Weg Corona verbreitet wird. So viel Engstirnigkeit und wenig Mitgefühl hatte ich in unserer Gruppe nicht vermutet. Im Allgemeinen kümmern sich die Pilger/innen vorbildlich umeinander.

Als Beispiel pilgert eine Frau mit starker Sehbehinderung schon viele Jahre mit uns. Sie wurde vor ein paar Jahren gefragt, wie sie den Weg schaffe. Das nahm sie um Anlass allen zu sagen, wie dankbar sie ist. Sie geht zwar schon mal ein Stückchen alleine, aber es ist immer jemand aus der Pilgergruppe da, der ihr Hilfe anbietet.

Am Nachmittag gegen 15 Uhr erreichten wir Eckenhagen. In der Kirche bestand „Maskenpflicht“. Also, „noch nicht normal“. Ich glaube auch nicht, dass es in den nächsten Jahren wieder ganz normal wird. Corona wird uns mit div. Varianten begleiten. Wir werden lernen damit umzugehen. Nach einer kurzen Andacht sind wir ins Heimatmuseum. Dort gab es Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. Mit 6,50 € seid ihr dabei, sagte Stefan. Die älteren zahlten ein wenig mehr, um die Jüngeren zu entlasten. Der Kuchen schmeckte sehr gut. Hier hatten sich die Damen und evtl. Herren richtig ins Zeug gelegt, um uns zu verwöhnen. Abgenommen habe ich noch nie, wenn es nach Werl ging.

Nach dieser Pause ging es ohne Gebet den letzten Berg zum Blockhaus hoch. Oben war die Jausenstation geöffnet und wer schnell war, konnte dort ein kühles Getränk erwerben.

Von hier ging es mit zwei Rosenkränzen hintereinander nach Drolshagen. Zwischen den beiden Rosenkränzen hielten wir an der Stele vor Drolshagen und gedachten unseren Verstorbenen aus dem letzten Jahr. Stefan hatte zu allen Verstorbenen ein paar Worte gesprochen. Manche Anekdote war mir bekannt. Ich wusste aber nicht, wer alles Verstorben war. Für mich war dies die ergreifendste Situation des Tages. Mit allen war ich schon einmal auf Wallfahrt.

Gegen 18:30 Uhr erreichten wir dann Drolshagen. Pastor Wigger und Diakon Paul Georg haben uns mit einer Gruppe Messdiener herzlich in Empfang genommen. Nach dem Segen ging es dann in die Quartiere. Stefanie „meine Herbergsmutter“ hatte das Abendessen schon vorbereitet. Armin und ich erzählten wie der Tag „gelaufen“ war und dann ging es für einen schnellen Schlaf ins Bett.

Freitag 3 Uhr, aufstehen, Armin ist schon in der Küche und hat das Frühstück bereitet, danach bringt er mich noch zur Kirche. Nach der Messe bedankt sich Stefan bei allen Gastgebern für die herzliche Aufnahme der Pilger/innen.

Wir gehen über den Friedhof von Drolshagen, wo wir noch eine Kerze am Grab von Pastor Linke entzünden. Er war 25 Jahre Pastor von Drolshagen und wir Pilger/innen hatten bei ihm „einen Stein im Brett“. So kam es vor, dass er die Gruppe bei der Fußpflege besuchte. Nicht selten sagte er dann, „Ich gebe eine Runde, für jeden Pilger ein Getränk“. Da die Fußpflege im Gasthof stattfand, waren dies „große Runden“. So stehen gleich neben den traurigen-auch die schönen Erinnerungen.

Pastor Wigger und Paul Georg haben uns mit den Messdiener noch bis zum Hof der Familie Alterauge begleitet. Schnell noch den Reisesegen mit Weihwasser über die Pilgergruppe und Drolshagen verschwand in unserem Rücken. Ja, das bewegt mich, wenn wir noch ein Stück begleitet werden und dann noch einen Segen bekommen. Pastor Linke begleitete uns auch oft ein großes Stück des Weges, wenn dann der Weg schlechter wurde schickte er seine Messdiener wieder zur Kirche. Er selbst ging dann mit uns durch das taunasse Gras oder auch Schlamm, gab uns an einer günstigen Stelle den Segen und schaute uns nach, bis wir im Wald verschwunden waren.

In der Ortschaft Papiermühle gab es Frühstück in der Feuerwache. Früher gingen wir ein paar Meter weiter ins gemütliche Café Gräfe. Dies war leider geschlossen. Es war schön, dass Familie Gräfe zur Feuerwache kam und uns begrüßten. Ja, sie entschuldigten sich fast, weil das Café geschlossen war

Nach dem Frühstück ging es weiter über Petersburg Richtung Attendorn. Während des Rosenkranzes beobachtete ich einen Handwerker, der in einem Rohbau beschäftigt war. Als er die Prozession sah, nahm er seine Kappe vom Kopf und hielt ein wenig inne. Ich war von dieser Geste sehr berührt, ja, eine kleine Schauer lief mir den Rücken runter. Diese Anerkennung tat einfach gut.

Kurz vor der Mittagspause gab es noch einmal eine kleine Rast im THW in Attendorn. Hier kümmert sich Wolfgang Götz seit Jahrzehnten um unser wohlergehen. Im THW war „alles wieder Normal“, worüber wir uns sehr gefreut haben.

In Heggen gab es eine „Einfache Mittagspause, weil unser Wirt Hubert erkrankt war. Er hatte sich aber darum gekümmert, „dass der Laden lief“.

Am Nachmittag gingen wir an Finnentrop vorbei. In Lehnhausen kehrten wir kurz bei Margret ein. Sie hatte, wie seit Jahrzehnte schon, Tee vorbereitet. Auch ihr WC stellte sie uns zur Verfügung, sie weiß wie wertvoll so ein stiller Ort vor allem für die Frauen ist.

Weiter geht’s nach Rönkhausen. Ab hier kam der schwerste Abschnitt des Tages, der Hangarsch. Alte Lenscheider Straße, ist die offizielle Bezeichnung der Strecke. Es ist der längste und höchste Berg der Wallfahrt. Ich bin jedes Mal froh, wenn ich ihn zu Fuß geschafft habe. Dann denke ich, dass ich noch nicht zum alten Eisen zähle. Obwohl, man kann ihn auch sehr gut hochfahren, auch das habe ich schon gemacht.

Von nun an geht’s bergab nach Hagen bei Sundern, oder auch Kuhschisshagen. Die Internetseite des Dorfes findet man heute unter https://www.freiheit-hagen.de/. Im Terminkalender steht für uns ein Datum und „Mucher“. Jeder weiß dann das wir kommen. Die Kinder räumen evtl. für die Pilger ihr Bett, die größeren schlafen ausser Haus, wichtig ist für die Hagener, dass sie Ihre „Mucker“ gut unterbringen. Für die Pilger/innen ist es schön „ihre“ Gasteltern wieder zusehen, in den Arm zunehmen, und die neuesten Geschichten aus den Familien auszutauschen. Hierbei kann es auch schon mal sehr spät werden, ehe man sein Bett (kurz) sieht.

Samstag Um 3 Uhr klingelt der Wecker wieder erbarmungslos. Pastor Dirk Baumhof, der uns auf der Wallfahrt begleitet, hält die Messe. (Pilgerfreundlich zz = ziemlich zügig) Ich habe mich gefreut, dass er wieder mit uns nach Werl pilgert. Er passt sehr gut in unsere Pilgergruppe.

Nach der Messe geht es auch schon wieder weiter. Es ist saukalt, und ich hätte doch besser zwei Jacken mehr angezogen. Nach zwei Rosenkränzen erreichten wir Ammecke und somit die Sorpe Talsperre. Hier geht es am Ufer entlang mit den nächsten beiden Rosenkränzen. Hinter der Sorpe in Langscheid ist dann Frühstückspause.

Über Hachen geht es dann zur nächsten Pause nach Herdringen. Vor Herdringen gibt es einen riesigen Steinbruch. Wenn man dort die Felsformationen der Eruptionen sieht, schweifen die Gedanken an die Entstehung der Erde. An das Paradies kann ich dabei nicht denken. Ich muss mich zusammenreißen um nicht den ganzen Rosenkranz durcheinander zu bringen.

In Herdringen gibt es Mittagessen. Beilagen und Schnitzel stehen schon bereit, so das es auch hier keine Verzögerung gibt.

Entlang der Ruhr geht es nach Neheim, von dort über den Fürstenberg nach Lüttringen. Dort beginnen wir mit dem vorletzten Rosenkranz. Nun ist es nicht mehr weit.

Gegen 16 Uhr erreichten wir den „Rosenstock“, hier werden die hl. fünf Wunden gebetet. Dirk Baumhof übernahm diese Aufgabe mit seiner kräftigen Stimme.

Von hier sind es nur noch wenige Kilometer zur Basillika. Noch eine kurze Rast bei der Familie Rüsse in Blumental und der letzte Rosenkranz wird angesagt. In diesem Rosenkranz bete ich besonders für die Anliegen meiner Gasteltern und die Anliegen, die mir so „zugetragen“ wurden. Manchmal entstehen sie wirklich nebenbei. Da fragt mich eine Bekannte, „gehst du mit nach Werl, denkst du an mich?“ Ja, und da sind dann meine persönlichen Anliegen. Hierbei vergesse ich nie, auch zu danken. Wenn man sich nur ein wenig umschaut, dann weiß man, wie gut man es hat.

Um 18 Uhr treffen wir an der Basilika ein. Der Augenblick des Einzuges ist ganz mir. Mein Umfeld nehme ich nicht mehr richtig wahr. Wir ziehen ein, im Chorraum hat man für uns zusätzliche Bänke aufgestellt. Da ich vorne in der Prozession gehe, kann ich mich weit in den Chorraum zurückziehen.

Dr. Best, der uns schon an der Windmühle abgeholt hat, eröffnet die Andacht und somit das Patronatsfest. Ich bin erschöpft und mir fallen die Augen zu. Ich reiße mich zusammen, und sage mir das es unfair ist, jetzt zu schlafen. Ja, früher, da zogen wir ein, und nach der Begrüßung wurde „Segne du Maria“ gesungen und bei der zweiten Strophe zogen wir schon wieder aus. Dieser Empfang war mir damals zu kurz. Es sind viele Menschen zur Heimsuchung gekommen, und dann kann man diese Andacht nicht einfach auf die Schnelle abhaken.

Nach der Andacht konnten wir unsere Angehörigen und Freunde vor der Basilika begrüßen. Dass war ein riesiges Hallo, dabei waren wir doch nur drei Tage von zu Hause weg. Viele Angehörige von unserem alten Brudermeister waren gekommen. Hierüber freute ich mich besonders, die sind früher mitgepilgert, konnten aber länger aus persönlichen Gründen nicht mitgehen.

Nach der Begrüßung fuhren einige Pilger/innen nach Hause, andere gingen in die Quartiere, machten sich wieder frisch. Im Kloster fand noch ein „Pilgerball“ statt. Das heißt die Pilger/innen trafen sich im Flur zu einem Getränk und ließen die letzten Tage im Schnelldurchlauf noch einmal an sich vorbeiziehen.

Am Sonntag besuchten viele aus unserer Gruppe das Pontifikalamt mit dem Bischof von Stockholm. Hiernach ging es mit allen Pilgergruppen in den Klostergarten, wo wir bewirtet wurden. Das war eine schöne Idee des Wallfahrtsteam. Jetzt konnten sich die Gruppen einmal untereinander austauschen. Auch der Bischof und Dr. Best setzten sich zu den Pilgergruppen.

Der Rückweg

Am Montag ging es wieder in aller Herrgottsfrühe in die Basilika. Unsere erste Messe für den Rückweg. Nach der Messe gemeinsames Frühstück (alles wieder normal) im Pilgersaal. Danach Verabschiedung am Gnadenbild und wir pilgerten wieder heimwärts.

Da wir uns am Sonntag erholten, konnten wir Montag einen Zahn zulegen. Jedes Jahr das gleiche Phänomen, es läuft wie am Schnürchen. Hinken wir auf dem Hinweg dem Zeitplan hinterher, so liegen wir auf dem Rückweg manchmal vor dem Zeitplan. Am Rosenstock ziehen wir vorbei ohne anzuhalten. Hinter Lüttringen gibt es dann die erste Pause, aber auch nur kurz. Wir schauen wer jetzt noch dabei ist, oder neu dazugekommen. Christof Bersch, der lange Pastor aus Gummersbach fällt einem sofort ins Auge, und das nicht nur weil er vorne hinter der rechet Fahne hergeht. Christof begleitet uns seit vielen Jahren, und kommt auch gerne nach Much, wenn ein Pilger/in den Wunsch hat, von ihm getraut oder die Kinder getauft zu bekommen. Geht auch beides zusammen hat er mir bei der Taufe unserer Enkelin erklärt.

Schon geht es weiter nach Herdringen. Hier gab´s auf dem Hinweg Mittagessen und nun wird hier gefrühstückt. Diese Pause ist ein klein wenig länger, da wir schon gut in der Zeit liegen.

Hinter Herdringen heißt es wieder Prozessionsordnung und wir beten den 5. Rosenkranz.

Am Sorpedamm war dann in gelöster Stimmung Mittagspause. Am Nachmittag gingen wir neue Wege, über die Höhe, an der Sorpe entlang. Die Wege waren schön, aber mit dem ganzen auf und ab, werden sie wohl noch einmal geprüft werden. Der alte Weg ist ebenerdig, allerdings asphaltiert. Hier sind auch viele Radfahrer und Skater mit denen wir uns diese 8 km teilen müssen

Um 18 Uhr erreichten wir Kuhschisshagen und nach dem Segen ging es wieder in die Quartiere.

Dienstagmorgen, um 5 Uhr nach der Messe mit dem langen Christof ging es gleich mit dem Rosenkranz den Berg hinauf. Hier gehen wir einen Umweg und meiden somit die stark befahrene Landstraße 687 im dunkeln.

„Sonnenaufgang“ hätten wir als Motto für diesem Weg nehmen können. Wer hat im Sommer schon die Muße einen Sonnenaufgang zu bewundern? Wir hielten an und genossen den Anblick, dazu sangen wir dann „Auf den Flügeln der Morgenröte fliege mein Lied in den Tag“. OK das Singen diese Liedes kann noch verbessert werden, aber es förderte die Stimmung in diesem Augenblick. Ein wenig wehmütig wurde ich.

Von diesem höchsten Punkt ging es ca. 310 Höhenmeter und 4,5 km runter nach Rönkhausen, dann an der Lenne vorbei nach Lenhausen.

Hier gab es bei Margret wieder „Frühstück“ der besonderen Art. Wer isst morgens um 8 Uhr schon Frankfurter Kranz und anderen leckeren Kuchen zum Frühstück? Die Pilger aus Much bei Ihrer Margret. Sie hatte, mit Unterstützung von ihrer Tochter Ulrike, wieder gebacken. Margret steckte mir eine Dose mit Krokant zu, wusste sie doch wie ich hinter den Krümeln her war. Ich fand es toll, wie sie die Marotten einzelner Pilger erkannt hatte.

Nach dem Frühstück ging es gleich zur Kaffeepause nach Heggen weiter. An diesem Morgen hat das Pilgerleben nur gute Seiten. An dieser Stelle ist kein Platz für Neid, sondern die Entscheidung einmal mitzugehen wird „versüßt“. Zwischen diesen Pausen liegen ca. 1 Stunde und 4 km Weg. Von diese Pause geht’s ohne Gebet nach Attendorn ins THW wie auf dem Hinweg. Hier haben wir dann auch die Hälfte des gesamten Rückweges geschafft.

Die Mittagspause war in diesem Jahr im „Forsthaus“ in Ewig. Die Bewirtung mit Schnitzel und Pommes war reichlich und lief reibungslos. Nach der Mittagspause wurde wieder gebetet. Der Nachmittag war dann doch anstrengend und wir erreichten Drolshagen „knapp pünktlich“.

Mittwochmorgen

Wir konnten lange (bis 4 Uhr) schlafen. Um 5 Uhr haben wir uns an der Kirche getroffen und sind singend mit „Alles meinem Gott zu Ehren“ losgezogen. Pastor Wigger hat uns mit seiner „Mannschaft“ wieder ein Stück begleitet. Den steilen Berg hinter Drolshagen gingen wir dann schweigend hinauf. Die Disziplin auf der Wallfahrt wird in diesen Abschnitten deutlich. Hier war Ruhe und jeder hatte seine eigenen Gedanken denen er nachhing. Oben gab Stefan den Einsatz zum weiter beten. Nach zwei Rosenkränzen erreichten wir das Blockhaus oberhalb von Eckenhagen.

Auf dem Weg ins Dorf fing ich schon einmal an, „Grünzeug“ zum Schmücken von Kreuz und Fahnen zu sammeln.

In Eckenhagen hatten wir dann unsere letzte Pilgermesse für diese Wallfahrt. In dieser Messe konnten die Pilger ihre persönlichen Fürbitten vortragen. Dies geschieht aus den Reihen heraus, keiner geht dazu an den Ambo. Es werden oft bewegende Fürbitten ausgesprochen. Manchmal kenne ich die Probleme hinter den Bitten.

Nach der Messe stürmen wir das Heimatmuseum. Hier gibt es ein reichliches Frühstück liebevoll zubereitet. Nach diesem Frühstück wünsche ich mir eigentlich ein Sofa, Stefan duldet aber keine Ausnahmen. Also weiter, wieder zwei Rosenkränze. Wenn ich ein paar Blumen am Wegesrand sah, büchste ich aus und sammelte diese mit Claudia ein.

Nach einigen weiteren Rosenkränzen erreichten wir „Oberbech“. Hier wurden wir von Pilger/innen empfangen, die den Rückweg nicht mitgehen konnten. Wieder gab es Kaffee und Kuchen usw…

Claudia und einige Helfer kümmerten sich mit mir um den Schmuck an Fahnen und Kreuz. Der Brudermeister drängte zum Aufbruch

In Wellerscheid ging es zum Segen in die Kirche. Monika Delling hatte den Altar passend zur Wallfahrt gemückt. Ich finde hier: Es ging über Stock und Stein, wir brauchten Sonnenschutz und Getränke und der Rosenkranz war unser Begleiter.

Beim letzten Rosenkranz vor Much passierte mir ein größeres Malheur. Ich betete den Falschen Zusatz. Da ich ein paar neue Pilgerheftchen gedruckt hatte, war ich überzeugt richtig zu beten. Also betete ich mit Nachdruck und besonders Laut. Da schritt der Brudermeister ein. Er Korrigierte mich, ohne einen Vorwurf und von da an, lief es wieder wir geschmiert. Alles normal, oder?

Wir erreichteten Much pünktlich und wurden festlich empfangen. Das Bläsercorps spielte und wir sangen, was die Stimmen noch hergaben, Donnerstags konnten wir ja schweigen. Als dann beim Einzug das Tochter Zion gespielt wurde kamen die Emotionen hoch. Wieder zu Hause zu sein ist doch ein schönes Gefühl. Jetzt dauert es wieder 11 Monate und drei Wochen und die nächste Wallfahrt beginnt.

Bericht von Kurt Nies, Oktober 2022


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